Geschenke annehmen – Wie du mit ungeliebten Geschenken umgehst. Unsere überraschende Sicht der Dinge.

Was mache ich mit Geschenken, die mir null gefallen? Einfach alle Geschenke annehmen? Die kann ich doch nicht einfach weggeben. Doch, du darfst! Lies hier unsere überraschende Sicht und nimm dir sieben Tipps mit.

Das langweilige Buch, das schlecht sitzende T-Shirt, die hässliche Vase – was mache ich mit Geschenken, die mir null gefallen? Einfach alle Geschenke annehmen? Die kann ich doch nicht einfach weggeben!

 

Das ist eine der häufigsten Fragen, die mir in meiner Arbeit als Ordnungsberaterin und Aufräumcoach gestellt wird.

 

Manche Menschen können sich besser von Geschenken trennen, andere haben Angst, die Schenkenden zu enttäuschen. Manchmal kommen auch Bedenken hoch, wie: Wenn die Person, die mir das Buch, das Shirt und die Obstschale geschenkt hat, zu Besuch kommt, dann wird sie ihr Geschenk sicher in meiner Wohnung sehen wollen.

 

Du musst aber nicht alle Geschenke annehmen!

 

Zu diesem Thema habe ich mit Stefanie Gerke gesprochen. Sie ist Coachin für People-Pleaser. Das sind Menschen, die es anderen recht machen wollen. Ihnen fällt es schwer, eigene Grenzen zu ziehen. Stefanie hilft ihnen, wieder auf ihre Gefühle und eigenen Bedürfnisse zu schauen.

 

Beim Ausmisten und Aufräumen geht es ja darum, zu spüren: Was macht MIR Freude? Und nicht allen anderen?

 

People-Pleaser umgeben sich aber häufig mit Dingen, die ihnen geschenkt wurden, obwohl sie ihnen gar nicht gefallen. Sie denken, sie müssen alle Geschenke annehmen und behalten.

 

Stefanie und ich haben uns über diesen Zwiespalt ausgetauscht. Das Gespräch findest du hier. Egal, ob du dich selbst als People Pleaser siehst oder nicht, dir werden unsere Tipps für ungeliebte Geschenke helfen.

 

Geschenke annehmen: Wie du kommunizieren kannst, dass dir ein Geschenk nicht gefällt

 

Hannah: Liebe Stefanie, mir begegnet das in meiner Arbeit oft: Meine Kund*innen haben da eine Vase rumstehen, die ihnen geschenkt wurde, die sie aber gar nicht mögen. Sie fragen sich: Was ist, wenn die schenkende Person zu mir nach Hause kommt und dann genau nach dieser Vase fragt?

 

Mein Ansatz ist, ihnen zu sagen, was ich bei Marie Kondo gelernt habe: Ein Geschenk hat in dem Moment seinen Zweck erfüllt, in dem es überreicht wurde. Manche erleichtert das sehr, andere brauchen mehr. Welcher Gedanke könnte ihnen noch helfen, sich gut zu trennen?

 

Stefanie: People-Pleaser haben grundsätzlich Angst vor Bindungsverlust. Es hilft dann, ihnen klar zu machen, dass die Bindung nicht an dieser Vase hängt. Im Gegenteil.

 

Ich frage dann gerne: Welcher Bindung ist denn damit geholfen, dass du dir die Vase da hinstellst, die für dich ja mit einem Problem behaftet ist? Könnte sie nicht jemand anderem viel mehr Freude bereiten?

 

Und wenn die schenkende Person die Vase bei dir sieht, wird sie vermutlich denken, sie habe deinen Geschmack getroffen. Dann folgen noch mehr Geschenke dieser Art. Eigentlich steht dann etwas zwischen euch und behindert eine wahre, echte Bindung.

 

Besser wäre es, ein ganz vertrautes Gespräch zu führen. Und der Person zu sagen, dass es dir gar nicht leicht fällt, das zu kommunizieren. Aber dass du es doch gerne machen möchtest, gerade weil die Person dir wichtig ist und du nichts zwischen euch zu stehen haben möchtest.

 

Dass die Vase nicht so ganz deinen Geschmack getroffen hat – ob du ihr mal eine Vase zeigen darfst, die du richtig toll findest? Das wird sich erst einmal unheimlich anfühlen.

 

Aber mit der Zeit werden solche Gespräche leichter und das Gegenüber weiß diese Art der Authentizität meist zu schätzen.

 

Hannah, welche Glaubenssätze begegnen dir bei deinen Kund*innen im Aufräumcoaching? Wie bearbeitest du sie mit ihnen? Gerade in Bezug auf unerwünschte Gegenstände in der Wohnung.


Hannah: Häufig kommen diese Überzeugungen hoch:

  • Ich bin undankbar, wenn ich Geschenke weggebe.“
  • „Das Geschenk ist noch ungenutzt; ich muss es unbedingt noch gebrauchen/nutzen, auch wenn es mir nicht gefällt.“
  • „Die Person, die mich beschenkt hat, wird garantiert danach fragen. Oder sie kommt bei mir vorbei und will das Geschenk dann unbedingt sichtbar drapiert sehen.“

 

Ich frage dann:

  • Macht dir die Vase, das Buch oder der Regenschirm Freude?
  • Magst du den Gegenstand wirklich?
  • Warum glaubst du, das Geschenk annehmen und behalten zu müssen?
  • Wie wahrscheinlich ist es, dass die Person danach fragen wird oder den Gegenstand bei dir zu Hause sehen will?
  • Was würde passieren, wenn du der Person sagst, dass es im Nachhinein doch nicht zu dir gepasst hat?
  • Wie würde es dir bei dem Gedanken gehen: Das Geschenk „lebt“ woanders weiter und macht einem anderen Menschen total Freude?

 

In den meisten Fällen können meine Kund*innen dann leichter ungeliebte Geschenke gehen lassen.

 

Gut ist auch, sich auch vorzustellen, dass man alle Geschenke annehmen und behalten muss, die einem jemals geschenkt wurden. Wie würden dann deine vier Wände aussehen? Was für ein stressiges Leben wäre das?

 

Geschenke gerne annehmen: Was ist ein gutes Geschenk?

 

Liebe Stefanie, es gibt Situationen, in denen meine Kund*innen zugeschüttet werden mit Geschenken. Wie kann man sensibel kommunizieren, dass einem Geschenke zu viel sind?

 

Stefanie: Ich würde hier – wie so oft – zu Transparenz raten. Beispielsweise mit der gewaltfreien Kommunikation, weil sie so empathische Gespräche ermöglicht. Dafür teilt man eine Beobachtung (ohne Bewertung) mit dem Gegenüber. Dann das eigene Gefühl, anschließend auf welches Bedürfnis/welche Werte dieses Gefühl schließen lässt und worum man bittet.

 

Das kann dann so oder so ähnlich klingen: „Du hast mir dieses Jahr fünf Geschenke gemacht. Ich weiß, dass du es total lieb meinst. Aber ich fühle mich diesbezüglich etwas unwohl, weil ich das Bedürfnis nach Augenhöhe in unserer Freundschaft/Beziehung habe und das nicht erwidern kann oder möchte. Können wir uns auf Geschenke nur an Geburtstagen einigen?“

 

Das wird sich zuerst nicht gut anfühlen, aber danach umso besser, wenn man sich das getraut hat. Und es kann die Beziehung stärken. Zuallererst einmal die Beziehung zu sich selbst.

 

Hannah, nach all den Beobachtungen, die du in deiner Arbeit anstellst: Was verschenkst du denn so? Und welche Tipps hast du in Bezug auf Geschenke?

 

Hannah: Ich verschenke nichts, was nur ich toll finde. Manchmal steckt im Schenken eben doch viel Ego : ). Ich versetze mich in die Person und überlege, worüber sie sich freut. Ich habe auch eine Liste, auf der ich festhalte, was anderen eine Freude machen könnte (das gesamte Jahr wird die Liste gefüllt, immer wenn ich Einfälle habe).

 

Ich verschenke Dinge immer mit dem Satz: Wenn es dir nicht gefällt, ist das total ok. Dann kannst du es einem Menschen weitergeben, der sich darüber freut. Ich behalte auch, wenn möglich, die Kassenbons, damit ich den Gegenstand zur Not umtauschen kann.

 

Ich verschenke auch gern gemeinsame Erlebnisse. Ganz unten im „Ranking“ sind für mich kitschige Allerweltsgegenstände.

 

Stefanie, und was sind deine Tipps in Bezug auf Geschenke?

 

Stefanie: Grundsätzlich finde ich es eine gute Idee, sich konkrete Dinge zu wünschen und als schenkende Person auch nach konkreten Vorstellungen zu fragen.

 

Es gibt genug Überflüssiges in der Welt und das Falsche zu schenken ist auch einfach wahnsinnig unnachhaltig und echt nicht zeitgemäß.

 

Das beste Geschenk ist Zeit, gemeinsame Erfahrungen. Hier nicht einfach nur einen Gutschein basteln (wieviele Gutscheinleichen siehst du bei deinen Kund*innen?) sondern vorher schon konkret Termine abklären und direkt die Tickets verschenken.

 

Mein ultimativer Tipp: Keine Last-Minute-Aktionen! Die gehen meistens schief. Dann lieber ehrlich sagen, dass das Geschenk später kommt, aber dafür von Herzen.

 

Na dann, happy Schenking wünschen euch Stefanie und Hannah!

Du findest Stefanie hier.

Räum einmal auf und dann nie wieder.

 

Deine Hannah

Aufraeum-Coach  Hannah Cesarz - Berlin
Hi, ich bin Hannah aus Berlin. Und mittlerweile kann ich mit verbundenen Augen nachts um 3 Uhr mein Lieblingskleid, mein Schraubenset und meine Steuerunterlagen finden.

Hier im Blog teile ich mit Dir meine besten Tipps und Tricks rund ums Aufräumen und wie sich dadurch dein ganzes Leben verändern kann.

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